nachtSonnen

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Erschöpfung

Gestern hatte ich einen guten Tag. Ich war zwar müde, weil ich seit Wochen kaum schlafe, mir insgesamt meine kPTBS zu schaffen macht, nichtsdestotrotz war ich gut gestimmt.

Seit längerem habe ich bewusst Musik gehört und ein wenig dazu getanzt. Endlich habe ich einem weiteren Kapitel in dem Hörbuch, das ich aktuell versuche zu hören ("Das Ende der Ehe" von Emilia Roig), zu lauschen. Und ich war in meinem Job in der Beratungsstelle super produktiv. Beratungsgespräche, social media, Projekte und Administrationskram gingen mir leicht von der Hand. Ich war im flow.

Die ganze Woche lief schon recht gut. Ich war dankbar für den Elan. Meine Müdigkeit hat mich nur noch genervt. Ich war es leid, permanent auf mich zu achten, sorgsam mit mir zu sein und mich zu schonen.

Ich hatte Lust kreativ zu sein, Projekte voran zu treiben und Ideen umzusetzen. Ich wollte mein Leben genießen und schöne Dinge machen. Ich wollte einfach wieder very veri sein.

Heute morgen habe ich die Rechnung dafür bekommen. Ich musste mich krank melden. Die Erschöpfung ist einfach zu groß. Ich liege immer noch im Bett. Alles ist mir zuviel. Ich habe einfach keine Energie mehr.

Die Mischung aus ADHS, PTBS und kPTBS ist ist für mich fatal.

In meinem Kopf wirbeln ständig Ideen und Handlungsimpulse herum. Am liebsten würde ich sofort anfangen den Krempel umzusetzen. Warten, Priorisieren und Planen nervt dabei. Leider fällt es mir auch schwer Rücksicht auf mich zu nehmen.

Seit Dezember kickt bei mir die kPTBS hart. Monatelang müde und erschöpft zu sein bestimmt mein Leben. Ich bremse mich aus, um genug Kraft für die Basics, den Alltag zu haben. Ich weiß, dass das wichtig und richtig ist. Ich weiß, dass Minoritätenstress und Traumafolgen real sind.

Ausbrüche wie gestern tun mir auf einer Ebene gut. Ich fühle mich leicht und lebendig. Sie tun mir auf einer anderen Ebene aber so gar nicht gut. Körperlich fühle ich mich zerschlagen und kraftlos. Ich bin enttäuscht von mir. Ich mache mir Vorwürfe, weil ich meine Lebenslust gestern genossen habe. Ich mache mir Gedanken, wie mein Leben so weiter gehen soll?

Muss ich mich auf Dauer bremsen? Kann ich gar nichts mehr umsetzen? Wie oft kann ich mich noch bis zur völligen Erschöpfung verausgaben?